Der Kanton St. Gallen kennt heute relativ tiefe Einstiegslöhne für Gymnasial- und Berufsschullehrpersonen. Dafür gilt für diese Personengruppe der automatische, jährliche Stufenanstieg bei guten Leistungen. Das bedeutet, dass während der ersten 10 Jahre eine Lehrperson Sek II jährlich rund 3000 CHF mehr Lohn erhält, nach dem 3. Jahr gibt es mit einem Lohnklassenwechsel sogar rund 9000 CHF mehr. Nach 11 Jahren befinden sich die St. Galler Lehrpersonen Sek II bezüglich Lohn im Mittelfeld der Schweizer Kantone. Diese Lohnperspektive ist vor allem für junge Lehrpersonen von grosser Bedeutung. Es gibt Sicherheit und zeigt die finanzielle Perspektive auf in einer Phase, wo die meisten Lehrpersonen eine Familie gründen wollen.
Mit der Abschaffung des automatischen Stufenanstieges gibt es keine sichere Lohnperspektive mehr und der Lebenslohn wird massiv reduziert. Dies führt dazu, dass der Lehrberuf Sek II stark an Attraktivität verliert. Bereits heute ist es schwierig, geeignete Lehrpersonen für bestimmte Berufsgruppen wie Informatik, Mathematik, Physik usw. zu finden. Diese Situation wird sich noch verschärfen.
Individuelle Lohnerhöhungen nur für ausgezeichnete Lehrpersonen – wie dies die neue Regelung vorsieht – sind schwierig umzusetzen. Die Qualität einer Lehrperson kann nicht so einfach gemessen werden. Und auch bei ausgezeichneten Leistungen wird weniger Geld zur Verfügung stehen – sofern der Kantonsrat nicht auf diesen Sparbetrag verzichtet, wie es die FiKo vorschlägt. Der automatische Stufenanstieg steht aber auch für den Ausgleich von fehlenden Karrierechancen, da eine Lehrperson in der Schule kaum Aufstiegschancen hat.
Mit der Reduzierung der Altersentlastung würden zuerst die älteren Lehrpersonen betroffen sein, in Zukunft auch jüngere. Da Lehrpersonen altersbedingt nicht zusätzliche Ferien beziehen können, gilt für sie während der letzten fünf Berufsjahre eine Reduktion von 12% der Arbeitszeit. Dies könnte nun auf 7.5% gekürzt werden. Wir möchten darauf hinweisen, dass sich der Lehrberuf in den letzten Jahren bereits stark gewandelt hat. Der tägliche Einsatz im Unterricht erfordert volle Energie und wird immer herausfordernder. Den abnehmenden Energieressourcen im Alter wird damit weniger Rechnung getragen und es wird zu vermehrten Burn-outs und Krankschreibungen von Lehrpersonen führen. Vorzeitige Pensionierungen führen ausserdem zu einem Verlust von gut ausgebildeten und erfahrenden Lehrpersonen. Dies ist nicht im Sinne der Qualität der Mittel- und Berufsschulen. Wir begrüssen es, dass weder die Regierung noch die Fiko diese Massnahme umsetzen möchten und hoffen, dass sich eine Mehrheit des Kantonsrats dieser Meinung anschliessen wird.
Die Streichung der Klassenlehrer/in-Lektion auf der Berufsschule ist nicht sachgerecht und nicht angebracht. Der Klassenlehrer, die Klassenlehrerin (KLP) ist das wichtige Bindeglied zwischen Lehrbetrieb, Schule und Eltern. Die vielen Lehrabbrüche zeigen, dass diese Funktion nicht geschwächt werden darf. Es wird begründet, dass die Funktion der KLP mit neuen Unterrichtsarrangements nicht mehr benötigt wird. Diese Betrachtung ist zu einfach. Fakt ist, die Aufgaben der KLP fallen nicht weg, sie bleiben weiter aktuell, auch wenn es keine KLP mehr gibt. Die KLP heissen in Zukunft vielleicht «Gruppen-Organisator» oder «group developer» oder wie auch immer- die Aufgaben bleiben jedoch bestehen, weshalb auf diese Massnahme verzichtet werden sollte. Zum Glück möchten Regierung und FiKo auch auf diese Sparmassnahme verzichten.
Wir sind erleichtert, dass die FiKo dem Vorschlag der Regierung folgt und auf die B-Massnahmen verzichten will. Dass das eingesparte Geld dazu dienen soll, die Steuern zu senken, ist für uns unverständlich. Wir brauchen eine starke Mittel- und Berufsschule und werden uns weiterhin dafür einsetzen.
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