Es braucht zwei ausgebildete Lehrpersonen pro Klasse

Von: Alexandra Akeret

Im St.Galler Tagblatt erschien am letzten Samstag ein Artikel mit dem Titel „Billige Retter in der Not?“. Aus Sicht des vpod ostschweiz gibt es diesem Artikel einiges beizufügen.

Es gibt einiges, was im Argen liegt in den Schulen. Die Lehrpersonen treffen kein befriedigendes Arbeitsumfeld mehr an. Immer mehr Aufgaben müssen von ihnen übernommen werden, immer schwieriger wird der Schulalltag. Oft müssen sie ein Feuer nach dem anderen löschen. Und was erhalten sie als Dank dafür, dass sie unsere Kinder ausbilden, erziehen und unterrichten?

Der Kantonsrat St.Gallen beschliesst einen Teuerungsausgleich für die Lehrpersonen, der nicht mal die ganze Teuerung auszugleichen vermag. Die Lehrpersonen haben also auch noch eine faktische Lohnkürzung hinzunehmen, dafür, dass sie immer mehr leisten müssen. Kein Wunder steigen so viele wieder aus ihrem Beruf aus. Es ist eine Schande, wie der bürgerlich dominierte Kantonsrat mit unseren Lehrpersonen (und allen kantonalen Angestellten) umgeht.

Und nun, in der Not, werden die Löhne unausgebildeter Lehrpersonen noch erhöht und Lehrkräfte, die um einen grossen Erfahrungsschatz verfügen, sollen erneut leer ausgehen. Ein Schlag ins Gesicht für alle, die seit vielen Jahren für unseren Kanton arbeiten.

Es ist Zeit, endlich mit dieser Pflästerlipolitik aufzuhören, zu der auch das Einsetzen von Klassenassistenzen gehört. Klassenassistenzen sind für die Lehrpersonen extrem wichtig, ohne sie würde es nicht mehr gehen. Wie aber wird mit so wichtigen Menschen umgegangen? Sie wissen oft nicht mal vor den Sommerferien, wie hoch ihr Pensum ist, ob es sie überhaupt braucht. Oder man stellt sie mal für 4 Wochen an und schaut dann weiter, Verträge werden höchstens für ein Jahr gemacht.

Die Verantwortung liegt nicht bei den Schulleitungen, sie können nicht anders planen. Es ist so, dass man erst im Laufe des Schuljahres weiss, wo und wie oft eine Schulassistenz gebraucht wird.

Um eine Verbesserung der Arbeitssituation in den Schulen zu erreichen, braucht es Lösungen. Es könnte beispielsweise ein kantonaler Pool geschaffen werden mit genügend Klassenassistenzen. So wäre auch sichergestellt, dass schnell jemand abrufbar ist, denn schnell muss es in diesen Situationen jeweils gehen.

Es braucht eine Planbarkeit, um gutes Personal zu halten. Die Klassenassistenzen könnten auch einen Vertrag mit einer Bandbreite zugesicherter Prozente erhalten.

Um das Problem des Lehrpersonenmangels allerdings anzugehen, braucht es Lehrpersonen, die so ausgebildet werden, dass sie im Job bleiben. Es braucht eine anständige Lohnpolitik mit minimal einem ausbezahlten Teuerungsausgleich, der der Realität entspricht.

Und es braucht endlich zwei ausgebildete Lehrpersonen in jeder Klasse!

https://www.tagblatt.ch/ostschweiz/ressort-ostschweiz/bildung--dann-ist-das-der-falsche-job-reaktionen-zur-kritik-einer-stgaller-klassenassistentin-an-den-arbeitsbedingungen-ld.2502609